Leitbild

Neben der Frage, woher wir kommen und wo unsere Wurzeln in der Geschichte liegen, dürfte für den einen oder anderen Leser dieser Seite vielleicht auch ein Blick auf die Frage interessant sein, wohin wir wollen. Welche Ideen treiben uns an? Welches sind unsere Ziele?

Die Evangelische Kirchengemeinde Pulheim hat sich in den Jahren 2006 bis 2009 intensiv mit der Erstellung eines Leitbildes beschäftigt und das Ergebnis dieses Prozesses wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Es ist dick, es ist vielleicht nicht immer leicht zu verstehen und es ist an der einen oder anderen Stelle wohl auch etwas zu abstrakt. Aber es ist das Ergebnis eines vierjährigen gemeinsamen Nachdenkens über Kirche in Pulheim. Und es gibt immer noch Auskunft über den theologischen Standpunkt unserer Kirchengemeinde.

Unser Leitbild zum Download als PDF finden Sie hier!

Evangelisch in Pulheim, Stommeln und Sinnersdorf

Eine Chronik

Die Evangelische Kirchengemeinde Pulheim mit den Bezirken Pulheim I und II, Sinnersdorf und Stommeln besteht seit dem 01.01.1987 [1], also jetzt seit 25 Jahren; 2011 zählte man 7346 Gemeindemitglieder. Des Überblicks halber sei erwähnt, dass andere Ortsteile der jetzigen Stadt Pulheim zu der Evangelischen Kirchengemeinde Weiden gehören [2][3].

Im Gebiet der oben genannten Bezirke wohnten bis in die 40er Jahre nur sehr wenige evangelische Christen. Dies änderte sich schnell nach dem 2. Weltkrieg. Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler fanden hier eine neue Heimat, Familien zogen aus Köln in das Umland. Es gab in den betreffenden Ortschaften am Ende des 2. Weltkrieges aber keine gewachsenen Gemeindestrukturen und keine evangelischen Predigtstätten.

Bis Mitte der 30er Jahre hatte Pulheim zum Kirchenkreis Gladbach (=Mönchen-Gladbach) gehört, danach zu Köln; die Betreuung der Evangelischen blieb aber problematisch [1].

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg verbesserte sich die Situation. Von 1946 bis 1954 betreute von der Gemeinde Köln-Ehrenfeld aus Pfarrer Krümpelmann die evangelischen Christen in den Orten Pulheim und Sinnersdorf [1]. Es folgten dann für den Bezirk Pulheim einschließlich Sinnersdorf Diakon Insel (1954-1961), Katechet Kramer (1961-1968) und Pfarrer Dr. Dieter Manecke (Pulheim bis 1978, Sinnersdorf bis 1974) [1]. Sinnersdorf wurde anschließend 1974 bis 1982 von Pfarrer Christoph Loh aus Stommeln mitbetreut. Inzwischen war 1967 die Ehrenfelder Gemeinde aufgeteilt worden in die Rest-Gemeinde Ehrenfeld und in die Gemeinde Bickendorf, zu der der Bezirk Pulheim von da an gehörte. Die Pfarrstellen im Doppelbezirk Pulheim hatten Pfarrer Rüdiger Becker (ab 1978) und Pfarrerin Renate Röver (ab 1982) inne, die Pfarrstelle im seit 1982 selbständigen Bezirk Sinnersdorf Pastor Friedrich-Wilhelm Botterbusch.

Um Evangelische aus Stommeln kümmerten sich aufgrund persönlicher Initiativen der Familien Pfarrer Nusser aus Ehrenfeld und später Pfarrer Tang aus Köln Riehl [4]. 1946 wandte man sich an Pfarrer Hundt in Grevenbroich, der sich fürsorglich für die Stommelner einsetzte [4]. Erst Mitte der 50er Jahre wurde Stommeln ein Teil der Gemeinde Grevenbroich, Kirchenkreis Gladbach. Zum 01.04.1961 wurde der Südbezirk der Kirchengemeinden Grevenbroich und Wevelinghoven zur Evangelischen Kirchengemeinde Rommerskirchen (einschl. Stommeln) verselbständigt [5]. Pfarrer Gustav v. Girard (Gustav Baron Girard de Soucanton [5] betreute Rommerskirchen mit Stommeln 1957-1969, gefolgt 1970 von Pfarrer Gerhard Jakschas (Stommeln bis 1972). Zum 1. Januar 1973 wechselte Stommeln auf Betreiben von Gemeindemitgliedern, darunter Presbyterin Dr. Mathilde Klausing, in den Kirchenkreis Köln-Nord als 9. Bezirk der Evangelischen Kirchengemeinde Bickendorf; als Geistliche halfen in Stommeln 1973 und 1974 Pfarrer Graffmann und Pfarrer Ernst Fey aus. Am 15.04.1974 wurde Christoph Loh als erster Pfarrer des Gemeindebezirks Stommeln eingewiesen [4].

Evangelische Kirchengemeinde Pulheim entsteht

Zur Gemeinde Köln-Bickendorf gehörten also Anfang der 80er Jahre neben den stadtkölnischen Bezirken also auch die eingangs genannten Bezirke auf dem Gebiet der Stadt Pulheim. Das Presbyterium war sehr groß, die Interessenlage unterschiedlich. Die stadtkölnischen Bezirke hatten z.T. schon länger gewachsene Strukturen, die Pulheimer Bezirke Nachholbedarf. Es kam zur Gemeindeteilung in die Restgemeinde Bickendorf mit deren stadtkölnischen Bezirken und in die Evangelische Kirchengemeinde Pulheim mit Wirkung vom 01. Januar 1987.

1987 zeichnete es sich bereits ab, dass die finanzielle Lage der Kirche schwieriger werden würde. Wünsche nach zusätzlichen in den Gemeinden Mitarbeitenden (Kirchenmusik, Jugendarbeit, Diakonie) bzw. Wiederbesetzungen mussten sehr zurückhaltend behandelt werden. Selbst im Pfarrdienst sind im Laufe der Zeit Kürzungen eingetreten, indem volle Stellen in halbe Stellen umgewandelt wurden (es bestanden 1987 vier 100%-Stellen; 2012 sind es nur noch zwei 100%-Stellen und zwei 50%-Stellen). Pfarrer Rüdiger Becker ist 1995 unter tragischen Umständen verstorben; für Pfarrerin Renate Röver trat im April 2004 die Freistellungsphase der Altersteilzeit in Kraft. Von Juli 2005 bis Juli 2011 war Friederike Kuhlmann-Fleck Pfarrerin in Pulheim. Schon seit November 1991 ist Pfarrerin Sabine Petzke in Pulheim tätig, und im Februar 2012 wurde Johannes Böttcher als Pfarrer eingeführt. In Sinnersdorf folgte auf Pfarrer Friedrich-Wilhelm Botterbusch (bis Dezember 2000) im Oktober 2001 Pfarrer Dr. Martin Bock, der am 1.Oktober 2008 als Leiter in die Melanchthon-Akademie ganz nach Köln wechselte, wo er außerdem bereits seit 01.10.2005 die Funktion des Ökumenebeauftragten im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region wahrnimmt. Vom 15.02.2009 bis Mai 2010 arbeitete Jörg Munkes als Pastor im Angestelltenverhältnis in Sinnersdorf. Seit April 2010 ist Maike Pungs dort Pfarrerin. Pfarrer Christoph Loh verließ den Bezirk Stommeln 1998. Am 13. Juni 1999 wurde Volker Meiling in Stommeln als Pfarrer eingeführt.

Raum für Gottesdienste und Gemeindearbeit

Nach dem Krieg fanden in Pulheim die ersten evangelischen Gottesdienste in der Schule in der Bachstrasse statt. Am Entedankfest am 03.10.1954 wurde die neu gebaute Kirche, die Gnadenkirche, eingeweiht. Das mit dem Kirchbau geplante Küsterhaus wurde 1967 fertiggestellt. Am 05.11.1972 wurde in Pulheim das neue Gemeindehaus eingeweiht. Nach umfangreicher Sanierung der Gnadenkirche konnte 2004 deren fünfzigjähriges Bestehen gefeiert werden.

In Sinnersdorf begann sich ein Gemeindeleben erst nach dem 2. Weltkrieg zu entwickeln. Ausgangspunkt waren Initiativen in Privathäusern, so wurde z.B. 1946 eine evangelische Frauenhilfe im Haus von Frau Rose gegründet [1]. Provisorisch war man Gast im Pavillon der alten Schule und dann in einem Klassenraum der Gemeinschaftsgrundschule [1]. Im Januar 1971 weihte die Sinnersdorfer Gemeinde ihren Gemeindepavillon ein und hatte damit jetzt auch einen eigenen Raum für das Gemeindeleben [1]. Schließlich sollte auch Sinnersdorf ein angemessenes Gotteshaus erhalten. Am 08.12.1991 wurde das Gemeindezentrum Friedenskirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht.

Auch in Stommeln wurden Gottesdienste anfangs im Wohnzimmer einer Familie gehalten, dann bis 1960 in einem Raum der Katholischen Grundschule in der Eschgasse, dann für weitere 10 Jahre im Katholischen Jugendheim in der Christian-Klausmann-Straße [4]. Himmelfahrt 1970 wurde in Stommeln der Gemeindepavillon eingeweiht, der Platz für gemeindliche Aktivitäten bot [4]. Für große Gottesdienste und insbesondere in der Bauphase eines neuen Gemeindezentrums, als der Pavillon wieder abgerissen werden musste, konnte durch freundliche Überlassung die alte katholische Kirche auf dem Friedhof genutzt werden. Außerdem wurden in dieser Zeit Räume in der „Alten Mühle“ als Gemeinderäume angemietet und mit viel Engagement der Gemeinde entsprechend renoviert. Am 27. Februar 1983 wurde in Stommeln mit einem Festgottesdienst die Kreuzkirche durch Landeskirchenrat K.-H-. Pawlowski eingeweiht [4].

Als besonders dringend hatte sich in Stommeln die Frage nach der Unterbringung eines Kindergartens erwiesen. Unmittelbar nach Erstellung des Pavillons war 1970 eine Kindergartengruppe für 60 Kinder eingerichtet worden und kurz darauf eine Spielgruppe nachmittags für 30 Kinder [4]. Bei der Planung des Gemeindezentrums auf dem schön gelegenen, großen Kirchengrundstück gab man dem Kindergarten den Vorrang. Am 30. Oktober 1976 bekam der Kindergarten mit der Einweihung des Neubaus ein eigenes Gebäude.

Die 1987 gebildete Evangelische Kirchengemeinde Pulheim hatte zunächst den Neubau und die Einrichtung der Friedenskirche Sinnersdorf zu schultern. Auch erwiesen sich Sanierungen und energetische Verbesserungen (Bausubstanz und Heizung) der Nachkriegsgebäude als erforderlich. Schon seit März 2002 fördert die Gemeinde die Nutzung regenerativer Energie durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Kindergartens. Schließlich steht eine Erweiterung des Kindergartens an.

Und sonst

Die Gemeinde war und ist aber nicht nur auf sich selbst bezogen. Sie hat einige Zeit nach ihrem Entstehen bestimmte Ausgaben in der Restgemeinde Köln-Bickendorf mitfinanziert. Die Gemeinde Pulheim hat weiterhin u.a. viele Jahre das gelungene Entwicklungshilfeprojekt „Rangapur“ des Kirchenkreises Köln-Nord durch persönlichen Einsatz und Spenden und Einsatz ihrer Kirchensteuermittel in besonderem Maße unterstützt, sowie auch medizinische Hilfe in speziellen Einzelfällen ermöglicht, z.B. für eine inzwischen junge Frau im Vorderen Orient, die von Kind an ohne ein bestimmtes teures Medikament aus Deutschland nicht leben kann. Die Gemeinde nimmt intensiven Anteil an einem Partnerschaftsprojekt des Kirchenkreises mit der GKJW (Greja Kristen Jawi Wetan – Christliche Kirche Ost-Java) in Indonesien.

In allen Bezirken wird Wert auf eine gute ökumenische Zusammenarbeit vor Ort gelegt.

 

Literatur:

[1] Bodo Blume „Die evangelische Gemeinde Pulheim“, in Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Band 14 ,1990, Verein für Geschichte und Heimatkunde e.V. Pulheim, ISBN 3-927765-05-8

[2] Walter Fiebig „20 Jahre „Gnadenkirche“ in Brauweiler“, in Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Band 7 ,1983, Jahresgabe des Vereins für Geschichte und Heimatkunde e.V. Pulheim

[3] Hrsg. Peter Crohn, Rolf Lenhartz, Hannelore Mäueler „Aufbruch im Westen von Köln, Hundert Jahre evangelischer Gottesdienst in Weiden 1907-2007“, Pulheimer Beiträge zur Geschichte, 28. Sonderveröffentlichung, Pulheim 2007, ISBN 978-3-927765-41-2

[4] „Zur Einweihung der Evangelischen Kreuzkirche in Stommeln“ (Festschrift – ohne weitere bibliographische Angaben – zur Einweihung der Kreuzkirche am 27 Februar 1983)

[5] Walter Grubert in „Festschrift 50 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rommerskirchen 01. April 2011“; Redaktion: Evangelische Kirchengemeinde Rommerskirchen, Öffentlichkeitsausschuss, 41569 Rommerskirchen, Grünweg 9; keine weiteren bibliographischen Angaben

Gemeindebriefe der Evangelischen Kirchengemeinde Pulheim bzw. ihrer Bezirke