Moment mal - Meiling

Alles was ihr tut, geschehe in Liebe

Ein neues Jahr bringt immer auch eine neue biblische Losung. Dazu dann Bilder, Heftchen und Kugelschreiber, Plakate für den Schaukasten.
„Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“ wer kann da schon was dagegen haben. In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken.

Wer sich allerdings das Drumherum dieses Bibelverses im Korintherbrief einmal etwas näher anschaut, kommt nicht umhin festzustellen, dass da ganz schön scheppert. Paulus und die Gemeinde in Korinth. Das war nicht immer einfach. Da musste der Apostel einiges einstecken, auch persönlich und sich geistig und geistlich ganz schön anstrengen.

Der Korrespondenz mit der Gemeinde in Korinth verdanken wir das paulinische Bild der christlichen Gemeinde als Leib Christi, vom Leib mit seinen verschiedenen Gliedern, von denen sich keins über das andere erheben möge. „alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich“ ruft er der Gemeinde zu und mahnt an, die Schwachen zu schützen. Wäre auch mal eine Jahreslosung.
Und im Hohenlied der Liebe 1.Korinther 13 münden seine Ausführungen in der Spitze: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei. Die größte aber unter ihnen ist die Liebe“ … was aber ja zugleich den Besserwissern und Klugschietern der Korinther Gemeinde den Wind aus den Segeln nehmen sollte. „Wenn ich das alles könnte und hätte die Liebe nicht, dann wäre ich doch ein nichts“ und es ist ziemlich deutlich, wen er damit meint.

Da ging es nicht immer friedlich zu. Dass Paulus ihnen aber durchaus robust begegnen konnte, zeigen die letzten Verse des Kapitels:
21 Hier, mein Gruß mit eigener Hand: Paulus. 22 Wenn jemand den Herrn nicht lieb hat, der sei verflucht. Maranata! 23 Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch! 24 Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus!

Maranata ist aramäisch und heißt übersetzt Unser Herr kommt. Ja, der Paulus. Das überrascht dann schon, dass er so schroff sein kann.

Je länger man also im Korintherbrief hin und her blättert und liest desto klarer wird, dass das hier nicht Friede Freude Eierkuchen ist, sondern klare Kante und heftige Auseinandersetzung um den richtigen Weg. Das Ding mit der Gemeinde steht, so scheint’s auf Messers Schneide. Kleiner Spoiler: Es gibt noch einen Zweiten Korintherbrief. Die scheinen den Apostel also nicht rausgeworfen zu haben.

Und vielleicht ist das ja auch ein Schlüssel zur Auslegung der Losung, der Türöffner sozusagen ins neue, in all den Auseinandersetzungen untereinander und mit mir selbst, mehr aufs eigene Herz zu hören.

Nun haben nicht nur Jahre ihre biblischen Losungen, sondern auch Tage, Kirchentage nämlich. Und ich durfte an der letzten Losungsfindung für den kommenden Kirchentag in Hannover 2025 teilhaben, die da nach langer Beratung in der Nacht lautet:

mutig stark beherzt

und dann steht da 1.Kor 16, 13-14. Ja das sind doch die gleichen Bibelverse, denkt man sich da. Und sie kommen einem doch so sonderbar anders vor?
Manchmal werden Worte eben gebogen, biblische Worte vor allem, bis sie passen, denn im griechischen steht da so etwas wie „mannhaft“ und das geht ja heutzutage gar nicht mehr. Jetzt ist der Mut mit drin. Und die Stärke und aus dem „geschehe in Liebe“ wird dann eben beherzt. Das ist gewagt. Gefällt mir aber. Weil’s weg geht vom weichgespülten.

So will ich dann auch die Jahreslosung auf all den Kugelschreibern, Bildchen, Heftchen und Schaukastenplakaten mitlesen.

Alles, was ihr tut, lasst es beherzt sein. Soll Herz drin sein, in allem, was du tust und was dir in diesem neuen Jahr begegnet.

Von Herzen grüßt Sie und Euch

Volker Meiling