Das Lied zur Losung von Wolfgang Schulz-Pagel: Gesehen werden, wahrgenommen werden, als der Mensch, der man ist. Vorbehaltlos und bedingungslos geliebt. Was für ein wundervolles, wohltuendes Gefühl. Jeder Mensch sehnt sich danach und Gott hat es uns allen zugesagt. Dessen dürfen wir gewiss sein, ganz egal, welche Brüche oder Dunkelheiten es in unserem Leben oder in der Welt gibt.
Der Pulheimer Komponist und Kirchenmusiker Wolfgang Schulz-Pagel musste daher nicht lange überlegen, als er die Jahreslosung für das Jahr 2023 sah. Tatsächlich hatte er sein Lied zur Losung sogar schon im Wesentlichen fertig, denn die Losung zum 36. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Lutherjahr 2017 klang ganz ähnlich: „Du siehst mich“ (1 Mose 16,13) Bereits 2015 schrieb Schulz-Pagel für den Berliner Kirchentag das Lied „Du siehst mich“. Nun hat er es als Lied für die Losung 2023 neu aufgenommen und mit einem aktuellen Lyrics-Video veröffentlicht. „Es ist ein Lied, das mir sehr viel bedeutet“, erzählt Wolfgang Schulz-Pagel. In dem Wort „Du bist ein Gott, der mich sieht“ beziehungsweise in „Du siehst mich“ fließt alles zusammen, was den Glauben an einen liebenden Gott und an die Beziehung zwischen Gott und Mensch ausmacht.
„Darin steckt so viel Weite!“, schwärmt er. Wo wir auch sind, was wir auch tun – Gott ist bei uns, sieht uns, hört uns, geht mit uns. Und lässt uns jederzeit die Freiheit, unseren eigenen Weg zu gehen. All das drückt sich in dem Lied aus, das die Sopranistin Carla Hussong, die unter anderem an der Oper Köln singt, eingesungen hat. Alles andere, bis hin zur orchestral klingenden Streicherbegleitung hat Wolfgang Schulz-Pagel selbst eingespielt, im gleichen Studio, in dem sonst die Bläck Föös ihre Lieder aufnehmen. Das Arrangement stammt vom Komponisten und Kirchenmusiker Ralf Grössler.
„Du siehst mich“ sei innerhalb von 20 Minuten entstanden, erzählt Wolfgang Schulz-Pagel. Weil einfach alles gestimmt hat. Es war einer jener Momente, die Künstler und Kreative hin und wieder erleben dürfen. Die dankbar und auch ein Stück weit demütig machen. Wenn es nur so aus einem herausfließt und der sonst oft nagende Zweifel, das Hinterfragen, Überdenken und Überarbeiten einer absoluten inneren Sicherheit weichen. Häufig wird das Lied nun auch bei Hochzeiten verwendet oder als Liedruf im Gottesdienst.
„Kinder lieben es“, freut sich der Komponist, dem es wichtig war, dass das Lied leicht mitzusingen ist und sich in einfacher Sprache unmittelbar erschließt. Wenn es die ganze Gemeinde im Gottesdienst singt, dann ist alles genau so, wie Wolfgang Schulz-Pagel, der als Kirchenmusiker an der Evangelischen Kirchengemeinde Pulheim arbeitet, gewünscht hat für sein Lied.
Die Botschaft von „Du siehst mich“ ist auch eine, die ihn selbst oft gehalten und gestärkt und durch dunkle Zeiten in seinem Leben begleitet hat. „Ich hatte einen schwierigen Lebensweg“, erzählt Wolfgang Schulz-Pagel. Viele Verluste und Krankheit hat er erlebt. „Doch wenn ich jetzt auf meine 60 Jahre blicke, sehe ich den roten Faden“, sagt Schulz-Pagel. „Und ich bin unglaublich dankbar für das Talent, das ich mitbekommen habe. Ich mache einfach sehr gerne Musik für Menschen.“
Und da wird noch einiges kommen, ist er sicher: „Mein bestes Lied habe ich noch nicht geschrieben. Davon bin ich überzeugt.“ Für Wolfgang Schulz-Pagel haben das Wort zur Losung 2023 und sein Lied durch die Corona-Zeit noch eine neue Bedeutung bekommen. „Es beschäftigt mich sehr, dass wir uns nicht mehr sehen“, sagt er. Doch nicht nur Lockdowns und soziale Distanz sind ein Grund dafür. „Wir nehmen uns gar nicht mehr richtig wahr“, bedauert er. „Wir sagen ,Wir sehen uns‘, aber wir tun es dann nicht.“ Aus der Floskel Realität zu machen, wäre doch ein guter Neujahrsvorsatz für unsere persönlichen und sonstigen Begegnungen und Beziehungen, nicht wahr? Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=8vt5K4mgz4I