Pfingsten – der Heilige Geist bringt in Bewegung

Sie hatten es sich so schön eingerichtet – damals in Jerusalem, in den eigenen vier Wänden. Nach Christi-Himmelfahrt und ohne Jesus an ihrer Seite hatten sich die Christinnen und Christen zurückgezogen. In den eigenen Wohnungen und Häusern hatten sie einen Schutzraum gefunden.

Hier waren die Christinnen und Christen unter sich. lauter Gleichgesinnte. Kritische Fragen von Andersdenkenden waren nicht zu erwarten. Und die Herausforderungen eines Alltags in einer nicht-christlich geprägten Welt waren auch draußen vor der Türe.

Aber sie hatten die Rechnung ohne den Heiligen Geist gemacht. Der wirbelte zu Pfingsten in Jerusalem die schöne, heile Welt der Christinnen und Christen durcheinander. Und das bedeutete: Heraus aus den eigenen vier Wänden und hinein in den Jerusalemer Alltag. Schluss mit der Kirche auf Tauchstation. Offen und ehrlich reden von Jesus und dem eigenen Glauben. Und auch: Kritik, Widerstand und Unverständnis aushalten.

Seid dem ersten Pfingstfest in Jerusalem wissen wir: Der Heilige Geist bringt die Christinnen und Christen in Bewegung. Der Heilige Geist fordert heraus. Aber er schenkt auch das notwendige Maß an Glauben, Mut und Zuversicht, um sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. Kirche heißt immer: Bewegt sein vom Glauben und in Bewegung sein auf dem Weg des Glaubens. Aus der Kraft des Heiligen Geistes aufbrechen zu neuen Ufern.

Sie hatten es sich so schön eingerichtet in den eigenen vier Wänden. Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor. In den vergangenen Monaten mussten wir durch die COVID-19 Pandemie auf viele Kontakte und Begegnungen verzichten. Das war schwierig und schmerzlich. Aber es war auch dringend notwendig, um uns, unsere Mitmenschen und das Personal in den Krankenhäusern und Arztpraxen zu schützen. Wir mussten es uns in den eigenen vier Wänden einrichten – mehr als uns lieb war.

Die Welt um uns herum dreht sich aber weiter. Die weltweiten und lokalen Folgen des Klimawandels, der sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeit, die Folgen von Flucht und Vertreibung bleiben. Die Pandemie verschärft eher noch diese Entwicklungen.

Seid dem ersten Pfingstfest in Jerusalem wissen wir: Der Heilige Geist bringt die Christinnen und Christen in Bewegung. Der Heilige Geist fordert heraus. Aber er schenkt auch das notwendige Maß an Glauben, Mut und Zuversicht, um sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen.

Ich wünsche Ihnen ein bewegtes und bewegendes Pfingstfest
Johannes Böttcher